Der Retriever und seine Arbeit
(Zusammengestellt von Andrea Payer-Bruckner, mit freundlicher Genehmigung)


Die Retrieverrassen

Unter der Bezeichnung Retriever werden Jagdhunderassen zusammengefasst, deren herausragendstes Wesensmerkmal die Freude am Apportieren ist. Der Name dieser Rassen leitet sich vom englischen "to retrieve" (zurückbringen, apportieren) ab. Die meisten der heute bekannten Retrieverrassen gehen wahrscheinlich auf die Hunde von Fischern und Jägern an der Küste Nordamerikas zurück. Sie waren dort Anfang des 19. Jhdt. als " St. Johns Hunde" bekannt.

Der englische Adel erkannte die vorzüglichen Eigenschaften dieser Hunde für die Niederwild- und Wasserjagd. Die heutigen Retriever entstanden durch Einkreuzen verschiedener Jagdhunderassen ( Wasserspaniel, Setter,) Die weitere Zucht lag damals fast nur in den Händen der adeligen Großgrundbesitzer. Die auf dem Land angestellten " Gamekeeper" (professionelle Jagdhüter) setzten die Hunde in erster Linie zur Niederwildjagd ein. Bei der Zucht wurde deswegen hauptsächlich auf jagdliche Eigenschaften selektiert. Großen Wert legte man auf die Apportierfreudigkeit, Unterordnungsbereitschaft, Schnelligkeit, Stil, gute Nase und Jagdpassion. Außerdem hatte man Augenmerk auf ein freundliches und verträgliches Wesen der Hunde, denn auf den großen Jagden mussten oft mehrere Hunde gleichzeitig arbeiten. Überdies sollten sie auch Menschen gegenüber freundlich sein und keinerlei Aggresivität zeigen.
Zu dieser Zeit war es normal, dass der gleiche Hund an einem Tag an einer Jagd und am Nächsten an einer Ausstellung teilnahm. Die meisten ZüchterInnen legten in der Zucht gleiches Gewicht auf Arbeit und Aussehen der Hunde. Aus dieser Zeit stammt der Begriff
"Dual Purpose"- dieser meint, dass ein Hund in beiden Disziplinen gut bestehen kann.
Wie bei fast allen Hunderassen gingen während der Kriege und den Nachkriegsjahren auch bei den Retrievern viele wertvolle Zuchthunde verloren.


Labrador- und Golden Retriever - die Spaltung der Linien

Nach dem Krieg erfreute sich diese beiden Retrieverrassen einer immer größeren Popularität, auch als Familien- und Ausstellungshunde. So veränderte sich auch das Zuchtziel und die Art der ZüchterInnen.

Es wurde nun weniger Wert auf die Arbeitsanlagen der Hunde gelegt, da diese für Familien- und Ausstellungshunde nicht mehr in diesem Maße erforderlich waren. Hunde die entsprechend oft auf Ausstellungen gewonnen haben, durften den Titel "Show Champion" (Sh.Ch.) führen, dies fand in vielen Ahnentafeln seinen Niederschlag.

Andere ZüchterInnen wiederum richteten ihr Hauptaugenmerk nur noch auf die Arbeitsleistung der Hunde, da sie ausschließlich für den Jagdeinsatz züchteten. Bei der Selektion wurde vor allem auf Jagdpassion, ein gutes Wesen und hohe Führigkeit Wert gelegt. Die Eigenschaften die einen guten Arbeitshund ausmachen sind neben einen ausgeprägten Arbeitswillen, große Unterordnungsbereitschaft, Schnelligkeit und Stil, gepaart mit einer guten Nasenleistung und großen Apportierwillen.

Die Arbeits- Retriever sind in der Regel hochbeiniger und im Körperbau leichter als Show Hunde, da sie beweglicher, schneller und wendiger sein müssen. Die Arbeitsleistung wird bei den sogenannten "Field Trials" überprüft. In den Ahnentafeln von Arbeitslinien finden sich daher über viele Generationen "Field Trial Champions" (F.T.Ch.)
Hunde die aus derartigen Linien stammen bezeichnet man deshalb auch als Field Trial Retriever oder Working Retriever:
(Quelle: Norma Zvolsky- Die Kosmos Retriever Schule)


Die Arbeit der Retriever

Hier wird nur die ursprüngliche Arbeit des Retrievers -Apportieren in all seinen Facetten beschrieben. Diese Rassen finden aber in verschiedensten Hundesportdisziplinen, als Blindenführhunde, als Rettungshunde, als Servicehunde und als Therapiehunde ihren Einsatz.

Retriever sind Spezialisten für die jagdliche Arbeit nach dem Schuss. Ihren Einsatz finden sie vor allem bei Treibjagden und bei der Entenjagd. Bei der Arbeit erwartet man von ihm, dass er geschossenes totes oder krankes Wild  weichmäulig, rasch und zuverlässig apportiert. Der Retriever soll bei der Jagd absolut still sein, ohne zu winseln oder gar zu bellen ruhig zu warten bis er geschickt wird. Wenn es auch nicht zu seinen Stärken gehört wird er auch erfolgreich auf Schweiß geführt.

Die Dummyarbeit entstand ursprünglich in England. Das Dummy ist ein gefülltes Leinensäckchen oder Wildatrappen die anstelle des Wildes zum Apportieren verwendet werden. Standardgemäß wiegt es 5oo g und ist schwimmfähig. Die Dummyarbeit dient einerseits dazu junge Hunde an die Apportierarbeit heranzuführen und andrerseits Praxis zu erwerben ohne dabei an Wild arbeiten zu müssen.
Bei der Arbeit mit Dummies werden jagdliche Situationen nachgestellt und bei Prüfungen (Workingtests) verschiedene Aufgaben gestellt. Die Dummyarbeit bietet eine gute Alternative zur jagdlichen Arbeit. Sie kann während des ganzen Jahres ausgeübt werden, man beschäftigt den Hund artgerecht, auch wenn er nicht jagdlich geführt wird und es bietet den meisten Retrievern das höchste Glück - die Zusammenarbeit mit ihren Besitzer*innen!

Grundsätzlich haben Retriever lautlos zu arbeiten, in die Hand zu approtieren und das Dummy weder zu knautschne noch zu schütteln, dies stellt besonders bei der Wasserarbeit große Herausforderungen an Hund und Führer*in.
Diese Anforderungen kommen aus der Jagd. Das Wild darf nicht zu fest gehalten werden damit das Wildbret verwendet werden kann, es darf aber auch nicht fallengelassen werden und krank geschossenes- also noch lebendes Wild - sicher in dei Hände der/des Jäger*in gebracht wird..